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Fachartikel aus MECHATRONIK 7-8/2015, S. 56 bis 57

MECHATRONIK-Interview

„Chancen auf Vernetzung nutzen“

Über zukunftsfähige Produktion und mechatronisches Engineering spricht Ashkan Ashouriha, Solution Architect Integrated Architecture & Connected Enterprise bei Rockwell Automation, in der MECHATRONIK.

Bild: Rockwell Automation
  (Bild: Rockwell Automation)

MECHATRONIK: Was versteht Rockwell Automation als amerikanisches Unternehmen unter zukunftsfähiger Produktion?
Ashouriha: Wir wollen als Unternehmen für unsere Kunden mit gutem Beispiel vorangehen. Bereits vor über zehn Jahren haben wir uns dafür entschieden, dass die Integrated Architecture auf einem nicht modifizierten Standard-Ethernet basieren soll. Dadurch wurde es für uns einfacher, virtuelles Computing und Cloud-basierte Services zu implementieren. Sensorik und Aktorik können selbstständig Informationen im Netzwerk zur Verfügung stellen. So sind wir Vorreiter, wenn es darum geht, die Grundsätze von Industrie 4.0 zu verwirklichen.

MECHATRONIK: Sie bewerben Connected Enterprise als einen wichtigen Schritt in Richtung Industrie 4.0. Was verbirgt sich hinter dieser Netzwerk-Strategie?
Ashouriha: Mit unserer Connected-Enterprise-Plattform ist Industrie 4.0 für uns schon jetzt realisierbar. Der Fertigungsansatz basiert auf standardisierten, sicheren Netzwerken, miteinander verbundenen, effizienten und sicheren Geräten sowie einfach zugänglichen Informationen. Connected Enterprise bringt Systeme, Informationen und Mitarbeiter zusammen, um die Produktivität zu verbessern und Kosten zu reduzieren.

MECHATRONIK: Welche Rolle spielt mechatronisches Engineering?
Ashouriha: Unter dem Begriff Mechatronik versteht Rockwell Automation ein ganzheitliches System von der Steuerung über den Motor bis hin zum mechanischen Übertragungsglied. In einem Connected Enterprise wird der Übergang von einzelnen, voneinander getrennten Konstruktionsbereichen zu einem gemeinsamen übergreifenden Mechatronik-Ansatz notwendig. Die gestiegenen Anforderungen an mechatronische Systeme können heute nur durch integrierte Steuerungstechnologien realisiert werden.

MECHATRONIK: Was sieht Ihr 5-Stufenplan zu Connected Enterprise vor?
Ashouriha: Das fünfstufige Connected-Enterprise-Maturity-Model ermöglicht es Unternehmen, das Konzept in die Tat umzusetzen. Auf der ersten Stufe werden die bestehenden OT- (Betriebstechnologie) und IT- (Informationstechnologie) Infrastrukturen – inklusive Steuerungen, Netzwerke und Sicherheit – evaluiert. Auf der zweiten Stufe entwickelt das Unternehmen einen OT-/IT-Backbone, der eine sichere, adaptierbare Konnektivität für die Systeme ermöglicht. Alle verfügbaren Daten werden dann auf der dritten Stufe definiert und strukturiert. Auf der vierten Stufe schließlich wird der Fokus auf die kontinuierliche Verbesserung gelegt sowie auf die Frage, wie man die neuentdeckten OT/IT-Möglichkeiten am besten nutzen kann.

MECHATRONIK: Wie nutzt der Ansatz Komponentenherstellern, OEMs und Systemintegratoren?
Ashouriha: Ein vernetztes Unternehmen bietet weitreichende Möglichkeiten, Informationen zu organisieren und in den richtigen Kontext zu bringen. Entsprechend ihrer Aufgabe bekommen Mitarbeiter Zugang zu wichtigen Informationen und können so bessere und für das Unternehmen sinnvollere Entscheidungen treffen. Eine höhere Flexibilität, auf Produktionsänderungen schnell reagieren zu können, zum Beispiel durch Fernzugriff auf Geräte und Informationen, ist ein weiterer Pluspunkt für die Mitarbeiter.

MECHATRONIK: Welche Vor- und Nachteile birgt die Vernetzung intelligenter Maschinen?
Ashouriha: Die enorme Zunahme IP-netzwerkfähiger Geräte und die voranschreitende Vernetzung der Steuerungssysteme verbessern den gesamten Workflow im Unternehmen. Connected Enterprise schafft einen Mehrwert für den Kunden, indem es aufzeigt, was tatsächlich im Unternehmen passiert. So werden Daten in Informationen, in Wissen und letztlich in Erfahrung umgewandelt. Unternehmen, die diese Möglichkeiten nicht nutzen, werden über kurz oder lang deutliche Wettbewerbsnachteile zu spüren bekommen. Allerdings darf auch die Sicherheit nicht vernachlässigt werden und potentiellen Bedrohungen im vernetzten Unternehmen muss vorgebeugt werden.

MECHATRONIK: Wie wird Rockwell Automation dem Thema Netzwerkkonvergenz gerecht?
Ashouriha: Um eine effektive Netzwerkkonvergenz im Unternehmen aufbauen zu können, muss die Integration zwischen Informations- und Betriebstechnologie funktionierten. Für die Zusammenführung der beiden Netzwerktechnologien sind qualifizierte Fachkräfte vor Ort nötig. Um die Anwender dabei zu unterstützen, die Herausforderungen technologischer Veränderungen zu meistern, hat Rockwell Automation gemeinsam mit Cisco ein neues Schulungsprogramm entwickelt. Dabei werden Ingenieuren Kompetenzen und Kenntnisse vermittelt, um industrielle Netzwerksysteme installieren und warten sowie Fehler beheben zu können. Ihnen wird außerdem dabei geholfen, Netzwerkverfügbarkeit, Zuverlässigkeit und Cyber-Sicherheit über das komplette vernetzte Unternehmen hinweg zu gewährleisten.

MECHATRONIK: Wie hoch schätzen Sie die Bereitschaft deutscher Unternehmen ein, ihr Unternehmen zu vernetzen? Ashouriha: Die Schlagwörter Industrie 4.0 und Internet der Dinge sind im Moment sehr präsent. Dennoch zeigen Studien, dass sich nur wenige Entscheidungsträger etwas Genaues unter den Begriffen vorstellen können. Für uns bei Rockwell Automation ist es entscheidend, unsere Kunden bestmöglich auf diese nächste industrielle Revolution vorzubereiten. Die Smart Factory wird innerhalb der nächsten 15 Jahre die prägende Art und Weise bei der Fertigung sein, sodass man die Chancen, die sich durch die Vernetzung ergeben, nicht verstreichen lassen sollte, damit man langfristig konkurrenzfähig bleiben kann.

Das Interview führte Nico Schröder, Chefredakteur MECHATRONIK.


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