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Fachartikel vom 04/05/2016

Beumer

Die Welt durch die Datenbrille sehen

Das Smart-Maintenance-System ist ein am Kopf getragener Minicomputer, der es ermöglicht, alle erforderlichen Informationen ins Sichtfeld einzublenden. Mit einer Smart-Maintenance-App auf mobilen Endgeräten stehen bereits heute alle wichtigen Daten schnell zur Verfügung. Augmented Reality, also die erweiterte Realität, bietet interessante Möglichkeiten – zum Beispiel bei Wartungsmaßnahmen an intralogistischen Anlagen.

Bild: Beumer
Mit dem Einsatz von von Tablet-PCs steigert Beumer die Effizienz und Sicherheit der Gepäckabfertigungssysteme. (Bild: Beumer)

Damit Unternehmen keine hohen Kosten durch Ausfälle entstehen, sind Maschinen- und Anlagenstillstände schnell zu beheben. Erforderlich sind hochqualifizierte Service-Techniker. Doch auch diese wälzen oft zuerst dicke Handbücher, müssen Zeichnungen aufrollen oder sich über veraltete Pläne ärgern. Das kostet Zeit. Dabei könnte es im Zeitalter der Digitalisierung so einfach sein.

Im Privatleben sind Tablets, Smartphones und Smartwatches nicht mehr wegzudenken. Selbst Datenbrillen halten immer mehr Einzug. Ein Tourist vor dem Eifelturm setzt sich die Brille auf und erhält alle für ihn wichtigen Informationen – lagegerecht und maßstabsgetreu. „Diesen Technologietrend, die Realität mit digitalen Informationen zu ergänzen, haben wir aufgegriffen“, sagt Dr. Andreas Werner, Leiter der Abteilung Forschung und Entwicklung bei Beumer. „Mit der Smart-Maintenance-App sollen zukünftig Wartungsarbeiten an intralogistischen Anlagen für Mitarbeiter des Beumer Customer Support einfach erfolgen.“


App vereinfacht Wartung


Durch AutoID-Merkmale auf dem Logistikelement – beispielsweise einem Förderer – und der Smart-Maintenance-App ließen sich die dazugehörigen Informationen erzeugen. Das können Stromlaufpläne, Wartungsanleitungen oder Steckerbelegungen sein. Der Service-Mitarbeiter visiert dazu am Ort des Geschehens das Objekt mit seinem Mobilgerät an. Die erforderlichen Daten werden in das Livebild der Gerätekamera eingeblendet.

„Der Techniker betrachtet das fehlerhafte Teil und kann sofort alle zugehörigen Handbücher oder Warenbestände abrufen“, erklärt Dr. Andreas Werner. Jeder Arbeitsschritt wird angezeigt. Bei sehr komplexen Prozessen könnte er mit Hilfe der Datenbrille einen Kollegen anrufen und gemeinsam mit ihm via Live-Stream das Problem lösen. Gleichzeitig könnte er die Messwerte aufzeichnen und in Echtzeit auf das Back-End-System übertragen. Schließlich lässt sich per Videoaufzeichnungen und Fotos aufzeigen, ob der Auftrag vorschriftsgemäß und unter Einhaltung der Sicherheitsvorschriften ausgeführt wurde.


Datenbrille, Tablet oder Handy?


„Bei der Implementierung dieser tragbaren Computersysteme – oder auch Wearable Computer genannt – in die Intralogistik sind Aspekte wie Informationssicherheit, ergonomische User Interfaces und geeignete IT-Strukturen zu berücksichtigen“, erläutert Dr. Werner. Das Ziel ist, eine nachhaltige Wertschöpfung für Unternehmen und Kunden zu sichern. Doch welches mobile Endgerät ist am effizientesten?

Zum Einsatz kommen kann die App zum Beispiel auf Smartphones und Tablets. Diese bieten Vorteile wie hohe Rechenleistungen. Damit lässt sich die enorme Masse an Daten, die bei den Service-Arbeiten erforderlich ist, sicher bewältigen. Ihre Schnittstellen sind standardisiert und sie haben einen direkten Zugang zum Internet. Außerdem lassen sie sich intuitiv bedienen. Ein Vorteil ist: Diese Geräte sind im Arbeitsleben akzeptierte Technologien, weil sie auch aus dem Privatleben nicht mehr wegzudenken sind.

Smartwatches dagegen weisen eine niedrige Rechenleistung auf, Schnittstellen sind zum Teil herstellerspezifisch und der Anwender ist auf Zusatzgeräte angewiesen. Datenbrillen lassen sich ebenfalls einfach bedienen und die Schnittstellen sind standardisiert. Allerdings ist die Verfügbarkeit dieser Technologie für Industrieapplikationen noch zu gering. Der Anwender ist wie bei den Smartwatches auf Zusatzgeräte angewiesen. Datenbrillen haben noch nicht den Reifegrad, der bereits heute eine industrielle Nutzung ermöglichen würde.


Bild: Beumer
Der Customer Support bietet weltweit technische Betreuung und Instandhaltung der Anlagen an. (Bild: Beumer )

Smarte Instandhaltung am Singapore Airport


„Tablets sind bereits auf mehreren Flughäfen, die Gepäckabfertigungssysteme von Beumer betreiben, erfolgreich im Einsatz“, so Dr. Werner. Dazu gehört auch der Singapore Changi Airport. Als Hauptluftfahrt-Drehkreuz für Südostasien ist dieser dafür bekannt, fortschrittlich und passagierfreundlich zu sein. Das Gepäckabfertigungssystem wurde von Beumer entwickelt und integriert. 121 Mitarbeiter des Customer Support kümmern sich um Betrieb, Instandhaltung und somit die Langzeitauslegung der Gepäckabfertigungssysteme. Sie sind rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche am Gepäckleitstand im Einsatz und sind auch für die vorbeugende Wartung zuständig.

„Mit den Tablets kann das Instandhaltungspersonal sich von jedem Ort auf einzelne Komponenten der Anlagensteuerung aufschalten und so zum Beispiel Zustände überprüfen oder Änderungen vornehmen“, sagt Dr. Werner. Mit der integrierten Kamera können die Service-Mitarbeiter Barcodes von Bauteilen einscannen und weitere Daten, wie etwa Instandhaltungsprotokolle, einsehen. Wartungen und Reparaturen sind schneller durchgeführt, die Anlagen stehen weniger still.

Aktuell führen die Entwickler am Flughafen eine Innovationsstudie mit Datenbrillen durch. Dabei erhält der Mitarbeiter auf seinem tragbaren Gerät Informationen zum Anlagenlayout in 2D, eine Fehlerhistorie, gerätespezifische Informationen – und er hat einen VoIP-Zugang zum Support. Auf Bedienungs- und Wartungsanleitungen kann er schnell zugreifen. Damit steht ihm alles Wichtige zur Verfügung, das er zur Fehlerbehebung benötigt. Das Gerät lässt sich zudem über Bluetooth an das Smartphone anbinden. (si)

Beumer auf der Bauma: Halle B2, Stand 413

www.beumergroup.com