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Fachartikel vom 08/09/2016

Polytec

Optische Multisensorik

Das modular aufgebaute System der Multipoint-Vibrometer misst synchron aus verschiedenen Blickwinkeln und ermöglicht es so, instationäre Prozesse zu erfassen. MPV-800 von Polytec kann erstmals unwiederbringliche Momente flächenhaft erfassen, und das selbst bei sehr sensiblen Objekten und unter schwierigen Bedingungen. Es ermöglicht eine synchrone Messung aus allen Perspektiven mit bis zu 48 individuell einstellbaren faseroptischen Sensoren.

Bild: iStock
Schwingungsmessungen in realen Situationen stellen meist ganz besonders hohe Anforderungen an die Messsysteme. Unter Betriebsbedingungen muss oft direkt der erste Schuss sitzen.Das Bild zeigt einen Motorblock. (Bild: iStock)

Die Laser-Scanning-Vibrometrie hat sich als berührungsloses, schnelles, flächenhaftes Verfahren zur Messung von Schwingungen in vielen Anwendungsbereichen bewährt. Leider stößt das Verfahren an seine Grenzen, wenn transiente, also zeitkritische beziehungsweise vergängliche Momente erfasst werden sollen. Stoß- und Schaltvorgänge oder das Zuschlagen einer Tür lassen sich eben nicht durch sequentielles Scannen erfassen. Aber auch für solche Messaufgaben gibt es jetzt eine berührungslose Methode. Sogenannte Multipoint-Vibrometer messen synchron aus verschiedenen Blickwinkeln und ermöglichen es so, instationäre Prozesse zu erfassen. Die Systeme sind modular aufgebaut, wodurch selbst bei vielen Messpunkten die Kosten im Rahmen bleiben.

Bild: Polytec
Grundlage für das Multipoint Vibrometer ist das MPV-Basissystem, das sich modular auf ein Vibrometersystem mit bis zu 48 optischen Kanälen erweitern lässt. (Bild: Polytec)

Schwingungsmessungen in realen Situationen stellen meist ganz besonders hohe Anforderungen an die Messsysteme. Unter Betriebsbedingungen muss oft direkt der erste Schuss sitzen. Typische Beispiele dafür finden sich bei der Schwingungsanalyse von Strömungsmaschinen oder Ventilen, beim Hochlauf von elektrischen Antrieben oder Verbrennungsmotoren, Abgasanlagen, Absprengvorgängen einzelner Raketenstufen in der Raumfahrt oder ähnlichen. In etlichen Fällen sind entsprechende Tests zwar möglich, indem man eine bestimmte Anzahl von Beschleunigungsaufnehmern an neuralgischen Punkten der Messobjekte befestigt. Manche Objekte lassen aber eine Befestigung entsprechender Sensorik gar nicht zu, beispielsweise weil ihre Oberfläche zu heiß, zu weich oder zu empfindlich ist. Außerdem gilt es zu berücksichtigen, dass sich durch die Masse der Sensoren auch das Schwingverhalten des Messobjekts verändert. Beschleunigungsaufnehmer an einem heißen Abgaskrümmer anzubringen ist unmöglich. Schwingungsmessungen unter realen Bedingungen waren bisher in solchen Fällen überhaupt nicht realisierbar, denn die einzige Alternative, nämlich berührungslose Messsysteme für viele Messpunkte, bedeuteten einen praktisch nicht zu stemmenden Invest.

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Multisensor-Anordnung ermöglicht es, die Amplituden- und Phasenverteilung auf der Oberfläche mit nur einer einzigen Messung zu erfassen. (Bild: Polytec)

Mit bis zu 48 Augen sehen


Ab sofort gibt es für solche schwierigen schwingungsmesstechnischen „Momentaufnahmen“ aber eine praxisgerechte, optische und damit berührungslose sowie rückwirkungsfreie Lösung. Das neue Multipoint Vibrometer MPV-800 von Polytec kann erstmals unwiederbringliche Momente flächenhaft erfassen, und das selbst bei sehr sensiblen Objekten und unter schwierigen Bedingungen. Es ermöglicht eine synchrone Messung aus allen Perspektiven mit bis zu 48 individuell einstellbaren faseroptischen Sensoren, die flexible Messungen als Messfeld aus einer Richtung oder um komplex geformte Objekte herum erlauben. Je nach Konfiguration lassen sich dabei sogar dreidimensionale Schwingungsvektoren erfassen. Die hohe optische Empfindlichkeit (mehr als 100 Prozent höher als bei den bewährten Einpunkt-Vibrometern) sorgt dafür, dass Messungen mit niedrigem Rauschpegel auf beliebigen Oberflächen und ohne Vorbehandlung der Testobjekte oder Proben möglich sind.

Das neue Multipoint Vibrometer ist modular aufgebaut. Dadurch lassen sich Systemkomponenten mehrfach nutzen, was die Anschaffungskosten senkt. Dieses Plus an Wirtschaftlichkeit ermöglicht, die Vorzüge der berührungslosen Messung überall dort zu nutzen, wo man bisher auf massebehaftete Beschleunigungssensoren beschränkt war oder es schlichtweg keine geeigneten Testmethoden gab. Außerdem kann der Anwender das System durch den modularen Aufbau gut an die jeweiligen Applikationsanforderungen anpassen.


Modular und anpassungsfähig


Die Grundlage bildet immer das Basissystem mit einer Workstation für die Datenerfassung. Dieses besitzt acht optische Vibrometerkanäle, acht Referenzkanäle (beispielsweise für Beschleunigungsaufnehmer) und eine spezielle Software. Diese Basis lässt sich bei Bedarf mit weiteren Optikeinheiten leicht auf ein Vibrometer-System mit bis zu 48 Kanälen erweitern. Jede Optikeinheit enthält ein 8-Kanal-Interferometer, eine gemeinsame Laserlichtquelle (augensicher) sowie Anschlüsse für acht Faserköpfe. Da sich die bis zu 48 Faserköpfe praktisch beliebig anordnen lassen, sind ganz unterschiedliche Messaufgaben realisierbar.

Die Multisensor-Anordnung, z.B. auf einem Stativ, ermöglicht es beispielsweise Amplituden- und Phasenverteilung auf der Oberfläche vollflächig auszuwerten. Bei transienten, nicht reproduzierbaren Vorgängen erfasst das Multipoint Vibrometer dann komplette dynamische Strukturen in Echtzeit in nur einer einzigen Messung. Bei Bedarf lassen sich die Messköpfe aber auch frei im Raum um das Messobjekt herum anordnen. Durch die so gewonnenen Erkenntnisse können transiente Vorgänge oft besser gedeutet werden, da beim Auswerten der Ergebnisse alle Blickwinkel bekannt sind. Fokussiert man drei Sensoren auf einen Punkt, sind sowohl In-Plane- als auch Normalkomponenten der Schwingungen messbar, also auch dreidimensionale Schwingungsmessungen möglich. Das Multipoint Vibrometer misst also wahlweise bis 48 Einzelpunkte, 16 3D-Punkte oder beliebige Kombinationen aus 1D- und 3D-Punkten.

Bild: Polytec
Mit drei auf einen Punkt fokussierten Sensoren lassen sich 3D-Messpunkte realisieren. (Bild: Polytec)

Software schafft Überblick


Die MPV-Software unterstützt dabei sämtliche Aufgabenstellungen. Sie ist speziell darauf ausgelegt, mit vielen Kanälen die Prüfdaten auf räumlich ausgedehnten Testobjekten zu erfassen und die Konfiguration des Systems zu verwalten. Darüber hinaus bietet sie gleich eine ganze Reihe praxisgerechter Features, die die Messungen komfortabel machen und eine hohe Testqualität unterstützen.

So spart zum Beispiel eine automatische Messpunktidentifikation beim Einrichten des Prüfaufbaus Zeit und verhindert Fehlversuche. Für die Messung lassen sich dann die Geometriedaten der Prüfobjekte direkt aus dem CAE-System oder aus Simulationsprogrammen importieren. Legt man darüber anschließend die Messergebnisse, erhält man sehr anschauliche, aussagekräftige Bilder. Genauso elegant lassen sich aber auch die Flächennormale errechnen, was den Akustikern entgegenkommt. Da die Software mit Objektkoordinaten arbeitet, ist ein direkter Vergleich mit Simulationsdaten oder akustischen Simulationen möglich. Für die Analyse werden die Schwingungen getrennt nach Zeit und Frequenz flächenhaft z.B. als 3D-Modell angezeigt. Zur Nachbearbeitung und Dokumentation sind Exportfilter in verschiedene Formate erhältlich. Alles in allem erschließt das Multipoint Vibrometer der optischen, berührungslosen und damit rückwirkungsfreien Schwingungsmessung eine neue Dimension, von der zahlreiche Anwendungen profitieren können. (si)

www.polytec.de