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News - Unternehmen und Märkte vom 02/07/2012

Harting

Erste Zertifizierung für gesellschaftliche Verantwortung

Die Unternehmensgruppe Harting erhielt als erstes deutsches Unternehmen nach mehr als einjähriger Überprüfung das CSR-Zertifkat (Corporate Social Responsibility) von der DQS (Deutsche Gesellschaft zur Zertifizierung von Managementsystemen).

Bild: Harting KgaA
Verleihung der CSR-Urkunde im Hartinf-Museum (Bild: Harting KgaA)

Basis für das Zertifikat ist die internationale Norm ISO 26000 (Leitfaden zur Gesellschaftlichen Verantwortung). Diese Norm ist eine Leitlinie, die gemäß ISO-Richtlinien nicht zertifiziert werden kann, im Gegensatz zu anderen Managementsystemen, wie ISO 9000 oder ISO 14000. Die DQS hat aus den Leitlinien der ISO 26000 und aus den Normen ONR 192500 (Österreich), DN 26991 (Dänemark) und RS 10 (Spanien) überprüfbare, zertifizierbare Elemente extrahiert. Harting ist ein inhabergeführtes Familienunternehmen mit Zentrale in Espelkamp (NRW). Die Harting Technologiegruppe entwickelt und produziert mechatronische, elektrische, elektronische und optische Systeme für die Industrie, Energie-, Automobil- und Bahntechnik, für Windenergieanlagen und für die Telekommunikation. Das sind Steckverbinder, elektromagnetische Komponenten, Gehäuse, Verkabelungen, Komplett- und automatisierte Verkaufssysteme.

Die DQS im Verbund der DQS-UL-Gruppe ist weltweit mit etwa 2300 Auditoren tätig. Die strategische Führung liegt bei der DQS Holding GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main. Ursprung war 1985 die Kooperation der DGQ (Deutsche Gesellschaft für Qualität e.V.) und des DIN (Deutsches Institut für Normung e. V.). An der DQS Holding sind auch die Industrieverbände HDB, Spectaris, VDMA, ZVEI und der amerikanische Produktzertifizierer UL (Underwriters Laboratories) beteiligt. Es ist kein Zufall, dass sich die Harting-Gruppe und die DQS für dieses Pilotprojekt zusammengefunden haben. Die Firmengruppe ist seit vielen Jahren Vorreiter bei den Themen Produktqualität, unternehmerische und gesellschaftliche Verantwortung, sparsamer Umgang mit Energie und anderen Ressourcen, Umweltschonung und Innovation. Die CSR-Ziele der Gruppe wurden bereits 1996 aufgestellt und ständig weiterentwickelt. Belegt wird diese Vorreiterposition durch viele nationale und internationale Auszeichnungen und Zertifikate, wie:

• Great Place to Work, Deutschlands beste Arbeitgeber des Jahres 2011• Klimaschutzunternehmen DIHK 2011 (Deutscher Industrie- und Handelskammertag)• Fabrik des Jahres 2010, Sieger in der Kategorie „hervorragende Großserienfertigung“• Ludwig-Erhard-Preis 2009 (Excellence-Initiative)• Hermes Award 2006 (höchstdotierter internationaler Innovationspreis)• IRIS-Zertifikat 2006 als weltweit erster Steckverbinderhersteller• EG Öko-Audit 1995• Erster Steckverbinderhersteller mit ISO 9001 in 1991

Andere Projekte bei Harting

Ein Beispiel ist das „Cardboard Engineering“, wobei in der Montage Arbeitsplätze zunächst mithilfe von entsprechend angeordneten Pappkartons aufgebaut werden. Diese werden dann nach den Bedürfnissen der Mitarbeitenden und des Arbeitsablaufs optimiert. Danach wird dann der bereits optimierte Arbeitsplatz real aufgebaut. Im Rahmen des Projekts HARlis (Harting learning & improvement system) werden Verbesserungsprozesse ausgezeichnet. Dazu gibt es ein mobiles Vorschlagswesen. Wobei in der Nähe der Arbeitsplätze in der Fabrikhalle fahrbare Theken mit einer Art dreiflügeligem Altar aufgestellt sind. Werden die Flügel aufgeklappt dann sieht man im mittleren Teil die Email- und Telefonadressen der zuständigen Vertrauenspersonen sowie andere relevante Informationen. Auf den Flügeln werden die Vorschläge in Kurzform auf Posterzettel notiert und mit Namen versehen. Damit wird die spontane Ideendokumentation gefördert. Es muss nicht bis Schichtende gewartet und ein Computer mit Anschluss an das Firmennetz gesucht werden. Es wird nichts vergessen oder auf den Schichtbeginn am nächsten Tag verschoben. Die in der fahrbaren Theke vorhandenen Faserstifte können auch mit Arbeitshandschuhen genutzt werden.

ISO 26000

Im November 2010 wurde nach dreijähriger Vorarbeit und fünfjähriger Entwicklungsarbeit der Leitfaden ISO 26000 veröffentlicht. Mehr als 400 Experten und ISO-Mitglieder aus 91 Ländern und 42 Organisationen haben daran mitgearbeitet. Dabei geht es um Rechenschaftspflicht, Transparenz, ethisches Verhalten, Achtung der Interessen der Anspruchsgruppen, der Rechtsstaatlichkeit, der internationalen Verhaltensstandards und der Menschenrechte. Gegliedert ist die ISO 26000 in die Bereiche:

• verantwortungsvolle Unternehmensführung (organizational governance)• Wahrung der Menschenrechte (human rights)• gerechte Arbeitsbedingungen (labour practices)• Schutz der Umwelt (environment)• faire Handlungsweisen und Umgangsformen (fair operating practices)• Schutz des Verbrauchers (consumer issues)• Einbindung und Entwicklung des regionalen Umfeldes (community involvement and development)

Berücksichtigt werden dabei:

• Soziale Verantwortung (social responsibility)• Nachhaltigkeit (sustainable development)• Konsumentenanliegen (consumer issues)• Umweltschutz (protection of the environment)• Arbeitspraktiken nach ILO-Richtlinien (International Labour Organization)

Der Nutzen:

Jedes Unternehmen kann in bunten Werbebroschüren auf die ISO-26000-Richtlinien hinweisen. Wenn das nicht überprüft wird, kann man die Aussage zumindest bezweifeln. Unternehmen, die nicht selbst an der Entwicklung dieser Leitlinien mitgearbeitet haben, können selbst bei gutem Willen, nicht unbedingt diese Leitlinien systemgerecht umsetzen. Gesellschaftliche Verantwortung ist wesentlich mehr als nur eine gelegentliche Spende an eine wohltätige Organisation. Eine Zertifizierung verschafft Gewissheit für das Unternehmen selbst und insbesondere für die Geschäftspartner, die die Einhaltung der ISO-26000-Leitlinien fordern. Für Harting hat sich diese Zertifizierung bereits gelohnt. Ein großes internationales Unternehmen hat nach der Zertifizierung auf langwierige Qualifikationen mit viel Bürokratie nach SA8000 (Menschenrechte am Arbeitsplatz) und vielen anderen Anforderungen verzichtet. Allerdings wird schon im nächsten Jahr die DQS wieder zur erneuten Überprüfung nach Espelkamp und an andere Harting-Standorte anreisen.